27. April bis 1. Mai 2022. Mein Plan, jeden Tag einen Beitrag online zu stellen, ist jetzt schon krachend gescheitert. Es lag weder am Internet noch daran, dass es nichts zu berichten gab. Ich bin auch noch nicht auf der Reise nach innen, sondern schlicht mit den Zeitbudget aus der Kurve geflogen. Deshalb hier ein Abriss, wie so ein Pilgertag abläuft, plus ein paar Ankündigungen, wie es weitergeht mit diesem Blog. Ich werde die Etappen nur noch als losen Rahmen benutzen, soviel steht fest.
Ein typischer Tag auf dem Camino beginnt zwischen 6.30 und 7 Uhr. Wir brauchen in aller Regel eine halbe Stunde, bis wir spätestens um 7.45 Uhr startklar sind. Inzwischen ist beim Rucksackpacken eine gewisse Routine eingekehrt, und ich kann von vielen Sachen auf Anhieb sagen, wo sie stecken. Frühstück in der Unterkunft schenken wir uns inzwischen, weil es dort einfach nicht schmeckt. Wir machen lieber nach ein bis fünf Kilometern an einem Café halt und essen ein Bocadillo (belegtes Brötchen) oder ein Croissant und trinken einen Milchkaffee dazu.

Die Etappen, die wir zurücklegen, sind meist zwischen 20 und knapp unter 30 Kilometer lang. Das hängt auch vom Gelände ab. Viele Steigungen bedeuten weniger Kilometer. Im Schnitt sind schaffen wir fünf Kilometer pro Stunde, am Berg kann das unter vier Kilometer fallen, in der Ebene und bei leichtem Gefälle kratzen wir an den sechs Kilometern pro Stunde. Je nach Etappenlänge gibt es außer dem Frühstücksstop zwei bis drei weitere Pausen, kurze Stopps zum Trinken nicht mitgerechnet.
Es kann gut sein, dass sich die Gruppe unterwegs auf einer Strecke von 200 Metern verteilt, weil jeder ein anderes Tempo geht. Ich bin in der Ebene vergleichsweise langsam, aber am Berg relativ schnell. Trotzdem kommen wir unterwegs immer wieder zusammen, weil die, die vorne liegen, auch mal einen Boxenstop brauchen, Socken wechseln etc. Das läuft alles sehr entspannt, und jeder hat Gelegenheit, auch mal ein ganzes Stück des Wegs allein mit sich zu verbringen oder mit Menschen zu reden, die wir kennen, die aber nicht zu unserer Vierer-Gruppe gehören – Diana, die Nummer vier des Kleeblatts, steigt übrigens wieder ein, nachdem sie ihre Blasen auskuriert hat.
Was ich absolut faszinierend finde, ist die Tatsache, dass man wirklich immer wieder dieselben Gesichter sieht. Manche kennen wir seit der ersten Nacht in Orisson, andere sind ab Pamplona hinzugekommen. Die Mehrzahl der Pilger auf dem Camino sind aus spanischer Sicht Ausländer, gemeinsam mit den Franzosen liegen die deutschsprachigen Pilger vorn, Österreich ist überproportional stark vertreten. Dann folgen die Angelsachsen, also USA, Großbritannien, Australien und Neuseeland, dann erst Spanien und Italien.
Wir haben zwei Whatsapp-Gruppen eingerichtet, über die wir uns verständigen. Die eine ist mehrheitlich deutsch, die zweite ist international. Ich spreche gefühlt den halben Tag Englisch, aber auch viel Französisch und natürlich Spanisch und etwas Italienisch. Manchmal stößt man sogar auf Leute, die unsere Sprache gelernt haben, so zum Beispiel die Deutschlehrerin aus den Niederlanden. Meistens treffen wir uns alle am Abend in einem Lokal und lassen den Tag ausklingen.
Doch der Reihe nach: In der Regel kommen wir zwischen 14.30 und 17 Uhr am Zielort der Etappe an. Wir halten uns meistens, aber nicht immer, an die allgemeine Etappenempfehlung, die sich im Grundsatz auch bewährt hat. Selten weichen wir ab, zum Beispiel, wenn wir befürchten, der Zielort könnte ausgebucht sein. Das ist aber in dieser Jahreszeit selten der Fall. Unterkünfte buchen wir als Dreier- bzw. Vierergruppe inzwischen voraus, aber erst am Vorabend oder am Morgen der Ankunft. Nach dem Duschen ruhen wir uns aus und gehen dann zum Abendessen. Wir gehen früh schlafen, meist gegen 22.30 Uhr. Den Party-Camino überlassen wir den Jüngeren.
Irgendwie versuche ich dann, Instagram und den Blog reinzuquetschen. Ich beginne mit Instagram – mein Benutzername dort ist chefred.de. Ich stelle meist Beiträge mit Bildergalerien online, die Story nutze ich nie und Reels selten, weil ich diese Formate nicht so sehr mag. Beim Bloggen geht mir als Journalist das Texten naturgemäß leicht von der der Hand. Mehr Arbeit machen die Auswahl von Bildern und das Einpflegen und Erstellen von Bildergalerien.
Die politischen und gesellschaftlichen Themen kommen mir meist in den Sinn, wenn ich alleine gehe. Manchmal ergeben sie sich auch aus einem Gespräch. Ich habe noch eine ganze Liste in petto, freut Euch drauf! Ihr habt mich ermutigt, das zu tun, weil das Feedback auf den Ukraine-Kommentar sehr positiv war. Ich werde mich also weiter trauen, strittige Themen anzufassen. Kleine Vorschau: Ihr könnt Euch darauf einstellen, dass ich etwas zur Impfpflicht sagen werde. Auch die Frage, ob es gerecht ist, wenn wir alle die Universitätsausbildung weniger bezahlen, werde ich beantworten. Ich werde aber auch die Lebensweisheiten eines circa 70 Jahre jungen Herbergsvaters (hier passt der Name wirklich) mit Euch teilen. Vielleicht mache ich auch ein eigenes Stück über die Charakterköpfe, die ich auf dem Camino treffe.
Trotzdem soll auch die Pilgerreise nicht zu kurz kommen. Ich stelle Euch hier zum Schluss eine Highlightauswahl der Bilder zur Verfügung, die in den letzten Tagen entstanden sind. Es lohnt sich auf jeden Fall, mir auch auf Instagram zu folgen, denn nur so bekommt Ihr das volle Programm. Stay tuned und unterstützt mich weiter, dieser Blog hat jetzt schon fast 1000 Aufrufe, ohne dass ich viel dafür getan hätte außer den Blog einmal auf LinkedIn zu posten. Das gibt mir den Mut, weiterzumachen. Danke dafür!
Ein Gedanke zu „Etappe 5 bis 8: Von Pamplona nach Logroño – Pilgern und Bloggen ist ein Fulltimejob“