Nachklapp 2 und Schluss: Update und Wiedersehen im Harz

1. November 2022. Fünf Monate sind seit meiner Rückkehr vom Jakobsweg vergangen. In meinem Leben hat sich seitdem viel verändert: Meine Beziehung endete nach neuneinhalb Jahren, ich habe mich selbstständig gemacht, eine neue Partnerin gefunden und bin umgezogen.

Ganz schön viel Neues in einem Satz. Geplant war davon nur die Existenzgründung. Auch wenn der Abschied von meinem alten Leben mich traurig machte und die Wochen des Ankommens im neuen Leben anstrengend waren, so habe ich in vielen einzelnen Punkten sehr viel Glück gehabt und bin dankbar dafür.

Wer wissen will, was ich jetzt beruflich mache, der kann sich hier einen Überblick verschaffen. An dieser Stelle nur so viel: Ich arbeite jetzt als Unternehmensberater und Autor und helfe Firmen, ihre Kommunikation nach innen wie nach außen zu optimieren. Da ich Journalist bin und als Chefredakteur gearbeitet habe, habe ich mir die Abkürzung “Chefred.de” als Domain ausgesucht.

Zwischen meinem Ausstieg aus dem Angestelltenverhältnis und der Existenzgründung zum 1. Juli 2022 lagen sechs Monate, in denen ich von der Agentur für Arbeit unterstützt wurde. Ich bin übrigens beeindruckt vom Digitalisierungsgrad dieser Institution. Ich musste genau einmal dort vorsprechen, um meinen Ausweis zu zeigen (auch das wäre heute verzichtbar). Alles andere ging übers Web.

Meine Beraterin half mir und förderte mich, wo sie nur konnte. Sie ermöglichte mir den Camino, indem sie mir den nötigen unbezahlten Sonderurlaub gewährte. Das ist nicht selbstverständlich, sondern eine Ermessensentscheidung, aber sie verstand die Motivation dahinter. Zweitens genehmigte sie mir den Gründungszuschuss, der mir den Start in die Selbstständigkeit erheblich erleichterte. Auch darauf gibt es keinen Rechtsanspruch.

Mein erster Auftrag bahnte sich noch auf dem Jakobsweg an. Eine Lektorin der Stiftung Warentest rief an und fragte mich, ob ich einen Geld-Ratgeber zum Thema “Strategien gegen die Inflation” schreiben wolle. Ich sagte mit Freuden zu und habe in nur zwölf Wochen das Manuskript erstellt, das im März 2023 als Buch erscheinen wird. Es hat mir großen Spaß gemacht, wieder inhaltlich und an Texten zu arbeiten, nachdem ich vor meinem Ausstieg ein Jahr als Projektleiter für die Markteinführung eines hochsicheren Dokumenten- und Passwortspeichers tätig war. Weitere Aufträge kamen von einer Kollegin, mit der ich die Journalistenschule besucht habe.

Ebenso großes Glück hatte ich mit der Wohnungssuche. Durch die Trennung war ich gezwungen, in kurzer Zeit eine neue Bleibe zu finden. Und es liegt auf der Hand, dass ein Existenzgründer nicht oben auf der Wunschliste von potenziellen Vermietern steht. Die örtliche Sparkasse vermietete mir dennoch eine Wohnung im Herzen von Kaufbeuren im Allgäu. Meine langjährige Tätigkeit für die Sparkassen-Finanzgruppe mag sich dabei positiv ausgewirkt haben, aber auch hier gilt wieder: Das war alles andere als selbstverständlich.

Ein großes Glück war es auch, einige meiner Mitpilgerinnen und Mitpilger am vorletzten Wochenende in Wernigerode im Harz zu treffen. Mit Christiane und Andreas durfte ich die ersten 200 Kilometer des Jakobswegs gehen. Wir trennten uns in Belorado, weil ich wegen meiner Blasen eine Pause brauchte, und trafen uns in Finisterre am Ende der Welt wieder. Holger und ich begegneten uns auf dem gesamten Camino immer wieder. Kennenlernen durfte ich Svenja und René. Zwischen uns gab es bis dahin nur ein flüchtiges Treffen am ersten Abend in Saint-Jean-Pied-de-Port.

  • Nachklapp 2 und Schluss: Update und Wiedersehen im Harz
  • Nachklapp 2 und Schluss: Update und Wiedersehen im Harz
  • Nachklapp 2 und Schluss: Update und Wiedersehen im Harz
  • Nachklapp 2 und Schluss: Update und Wiedersehen im Harz
  • Nachklapp 2 und Schluss: Update und Wiedersehen im Harz
  • Nachklapp 2 und Schluss: Update und Wiedersehen im Harz
  • Nachklapp 2 und Schluss: Update und Wiedersehen im Harz
  • Nachklapp 2 und Schluss: Update und Wiedersehen im Harz
  • Nachklapp 2 und Schluss: Update und Wiedersehen im Harz

Natürlich waren wir gemeinsam wandern. Drei Stunden und 300 Höhenmeter um Wernigerode im Harz brachten ein klein wenig Camino-Feeling zurück. Ich war erstaunt, wie sehr mich diese halbe Etappe anstrengte und schob es auf die vor kurzem überstandene Grippe. Am Abreisetag besichtigten wir die angeblich “längste Hängebrücke ihrer Art” an der Rappbodetalsperre.

Ob alte oder neue Camino-Weggefährten: Es war weit mehr als das Schwelgen in Erinnerungen. Der Jakobsweg hat uns alle verändert. Fast alle sagen, sie seien heute ruhiger und entspannter. Sie nehmen vieles, was früher bedeutsam erschien, nicht mehr so wichtig. Der Alltag hat uns alle wieder, das ist schon richtig. Aber es ist nicht mehr der Alltag, den wir vor dem Camino kannten.

Nachklapp 2 und Schluss: Update und Wiedersehen im Harz
Mein Leitspruch seit dem Camino

Zum Schluss des vorerst letzten Beitrags in meinem Blog möchte ich einen Satz zitieren, den ich kurz vor meinem Camino in Palma de Mallorca auf einer Tafel in einem Frisörsalon (!) gelesen habe und der mich seitdem leitet: “Auch wenn man die Sanduhr kräftig schüttelt, fällt jedes Körnchen zur rechten Zeit. Man muss nichts erzwingen, alles kommt von selbst. Heute wird ein großartiger Tag. Danke, danke, danke.”

Warum vorerst letzter Beitrag? Ich werde 2023 wieder einen Camino gehen. Abonniert den E-Mail-Alarm, dann erfahrt Ihr rechtzeitig davon!

Nachklapp 2 und Schluss: Update und Wiedersehen im Harz

Beitragsnavigation


Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert


Cookie Consent mit Real Cookie Banner