26. April 2022. Es sollte eigentlich eine entspannte Etappe nach zwei harten Tagen auf dem Abschnitt nach Roncesvalles werden. Die Voraussetzungen stimmten: gutes Wetter und eine überschaubare und angeblich flache Strecke von nur 18 Kilometern nach Zubiri. Aber nichts ist so leicht, wie es aussieht.
Problem 1: Zubiri war ausgebucht. Unsere Mitpilgerin Rachel machte uns darauf aufmerksam. So entschlossen wir uns, Zubiri rechts liegen zu lassen und nach Larrasoaña weiter zu pilgern. Nur sechs Kilometer… Eigentlich nicht schlecht. Das würde uns zugleich noch näher an Pamplona bringen, wo wir morgen unbedingt in der legendären Casa Paderborn nächtigen wollen. Ein kurzer Anmarsch und eine frühe Ankunft würde unsere Chancen erhöhen, vier Betten dort zu bekommen.
Problem 2: Extrem unangenehmes Geläuf. Im Höhenprofil und von der Entfernung her wirkte die Etappe harmlos. Aber in der Realität gab es doch wieder ein paar knackige Anstiege und vor allem unangenehme Abstiege über steinigen Untergrund. Ich werde mir im Pamplona definitiv Wanderstöcke anschaffen, weil diese auf solchen Passagen doch ein entscheidendes Plus an Sicherheit geben. Vor allem, wenn es feucht ist, was auf dieser Etappe zum Glück nicht der Fall war. Auch die Streckenführung war teilweise häßlich und führte über eine Landstraße und ein Kieswerk.
Problem 3: Diana aus unserer Gruppe bekam leider heftige Probleme mit Blasen. Sie wechselte mehrfach von Wanderschuhen zu Birkenstocks und wieder zurück und verdiente sich auf dieser Etappe sicherlich die Tapferkeitsmedaille in Gold. Außerdem hat sie einen neuen Look auf der Pilgerstrecke erfunden, den wir hier im Video vorstellen:
Die Krönung des Tages war dann die Verpflegungssituation in unserem Zielort Larrasoaña. Supermarkt geschlossen, alle Restaurants zu und kein Menü in der Unterkunft, da die netten Leute dort völlig überfordert waren. Ergebnis: Ein Bocadillo mit Tortilla Española und Paprika, zwei Bier und dann ins Bett.
Das politische Thema des Tages sind heute die Blockchain und digitale Währungen. Mit Robert aus Australien, Diana und Christiane habe ich länger darüber gesprochen. Meine Meinung dazu: Ich sehe keinen sinnvollen Einsatz für Bitcoin. Das ist für mich ein Schneeballsystem und hochspekulativ. Als Währung taugt Bitcoin nicht, weil er zu viel Strom verschlingt – heute schon so viel, wie die Niederlande brauchen. Das ist nicht nachhaltig.
Bitcoin erfüllt außer auf Marktplätzen für illegale Güter meines Erachtens keine Funktion einer Währung wirklich gut. Als Tauschmittel ist er zu energiehungrig, als Rechenmittel aufgrund der starken Schwankungen nicht tauglich und als Wertaufbewahrungsmittel aufgrund des Risikos eines Totalverlusts untauglich. Es könnte allerdings sein, dass sich das mit neueren digitalen Währungen wie Ethereum ändert. Der Ether ist anders als Bitcoin nach meinen Verständnis nicht mit einer absoluten Obergrenze in der Zahl der prägbaren Münzen begrenzt und daher nicht “deflationär by design”. Außerdem stellt Ethereum wohl gerade auf ein weniger energiehungriges System der Fortschreibung der Ethereum-Blockchain um.
Ganz anders sehe ich die Blockchain als solche: Ich glaube, dass in ihr ungeheuer große Chancen schlummern, weil wir über sogenannte Smart Contracts hohe Kosteneinsparungen erzielen können. Ein Paradebeispiel dafür ist für mich das Grundbuch. Wenn es gelänge, Grundbücher in die Blockchain zu überführen, würden alle Beteiligten profitieren. Auch Mikroinvestments würden dadurch erleichtert. Zumindest ein mir bekannter Anbieter setzt das bei Immobilien bereits so um.