Etappe 12 bis 13: Von Belorado nach Burgos - die Trekkingsandale kommt ins Spiel

6. bis 8. Mai 2022. Nach dem Ruhetag in Belorado meinte ich, die Blasen an den Fersen und an den Zehen im Griff zu haben. Das stimmte aber nur bedingt. Nachdem ich von Belorado in Richtung San Juan de Ortega und Santovia zu einer 27-Kilometer-Etappe aufgebrochen war, meldeten sie sich ab Kilometer fünf wieder. Bis zur Hälfte hielt ich ich aus, dann steckte ich mir die Airpods in die Ohren und hörte Musik: Enigma, Era, Depeche Mode. Und tatsächlich konnte ich mit Musik besser gehen, und die Schmerzen ließen nach.

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Das böse Erwachen stellte sich dann am nächsten Tag auf den 20 Kilometern von Santovenia nach Burgos ein. Das war ohnehin keine schöne Route, da sie fast komplett neben der Nationalstraße 120 verlief, und ein Laster nach dem anderen an mir vorbeidonnerte. Aber der Wechsel auf die schönere Nordroute hätte mich mehr Kilometer gekostet. Also wieder die Airpods in die Ohren und Musik an. Das half zwar gegen den Lärm, aber nicht gegen die Schmerzen. In Burgos angekommen nahm ich die Route durch den Stadtpark am Fluss entlang und entschloss mich, fünf Kilometer vor dem Ziel dem Leiden ein Ende zu setzen: Schuhwechsel. Also Wanderschuhe aus, Trekkingsandale an. Das brachte sofortige Besserung, auch wenn mein Tempo weiterhin litt.

Unterwegs ergab es sich, dass ich mir mit Mitpilgern von Sonntag auf Montag eine Airbnb-Wohnung würde teilen können. Ein gemeinsames zubereitetes Abendessen ist geplant, Ich entschloss mich spontan, nicht schon am Sonntag, sondern erst am Montag weiterzugehen. Also ein weiterer Ruhetag. Damit ich nicht zu sehr ins Hintertreffen gerate, werde ich dann zwei längere Etappen am Stück gehen – zweimal circa 30 Kilometer.

Westlich von Burgos beginnt die Meseta: Das Wort kommt vom spanischen Mesa (Tisch) und gibt einer Hochebene ihren Namen, die sich durch weite Teile von Kastilien und Leon zieht. Das bedeutet: wenige Höhenmeter, aber kein Schatten. Das wird bei der Hitze, die angesagt ist, zur Herausforderung. Ich werde ihr begegnen, indem ich früh um 6 Uhr losgehe und so nur auf einem Drittel der Strecke hohe Temperaturen habe. Flache Strecke bedeutet auch, dass ich vermutlich die Sandale zum Einsatz bringen kann, bis die Blasen vollständig abgeheilt sind. Und noch habe ich auch etwas Sicherheitsreserve: Fünf Tage kann ich bis Anfang Juni noch als Ruhetage nehmen, wenn ich den Rückflug am 2. Juni schaffen will. Mit Flixbus hätte ich zwei Tage mehr, aber eine Fahrt von 33 Stunden nach Augsburg vor mir.

***

Zur Erinnerung: Ich hatte ja versprochen, auch politische Gedanken und Ansichten mit meiner Leserschaft zu teilen. Heute möchte ich mich mit der Frage beschäftigen, ob es gerecht ist, wenn der deutsche Staat Akademikern die Universitätsausbildung bezahlt. Sehr häufig führen die Befürworter Gerechtigkeitsgründe und den sozialen Ausgleich ins Feld, da ja auch Kinder aus Familien mit wenig Geld studieren können sollen. Das klingt überzeugend, ist es aber nicht. Ich bin für eine vollständige Privatisierung des Hochschulwesens. Die staatliche Finanzierung ist ungerecht, weil sie die Kosten des Hochschulwesens vergesellschaftet, den Nutzen aber privatisiert. Das möchte ich am Beispiel eines Industriearbeiters erklären. Er hat nie eine Hochschule besucht, bezahlt aber mit seinen Steuern das Hochschulwesen mit. Er hat keinen direkten Nutzen davon. Der Akademiker hingegen, der auch wegen seines kostenlosen, durch den Industriearbeiter mitfinanzierten Studiums über das gesamte Berufsleben möglicherweise deutlich mehr verdient, bekommt die Investition in seine Kenntnisse und Fähigkeiten geschenkt. Das ist nicht gerecht, weil der Industriearbeiter den Akademiker zwangsweise subventioniert.

Selbst wenn man unterstellt, dass der Akademiker so etwas wie einen positiven Effekt auf die Volkswirtschaft verursacht, weil die Wissenschaft Innovation erzeugt, von der auch der Industriearbeiter profitiert, ist dies keine Rechtfertigung für die staatliche Finanzierung des Hochschulwesens. Denn die meisten wissenschaftlichen Spitzenleistungen kommen nach wie vor aus den USA. Auch wenn man berücksichtigt, dass dieses Land circa dreimal so viele Einwohner hat wie Deutschland, fällt das Missverhältnis ins Auge. Eine privatwirtschaftlich dominierte Universitätslandschaft ist leistungsfähiger als eine staatliche, und das gilt nicht nur für die mathematisch-technischen und naturwissenschaftlichen Disziplinen.

Akademiker müssen in den USA prinzipiell selbst für ihre Ausbildung aufkommen. Normalerweise finanzieren Studenten ihr Studium mit einem Kredit, wenn sie nicht selbst aus begütertem Hause stammen. Da sie nach dem Berufseintritt meist gut verdienen, können sie die Kredite oft rasch tilgen. Manchmal zahlen sogar die Firmen, die sie einstellen, unter bestimmten Bedingungen und in manchen Berufen die Kredite zurück. Außerdem gibt es in den USA zahlreiche Institutionen, die Studentinnen und Studenten über Stipendien fördern. Zugespitzt formuliert: Den armen, aber hochbegabten jungen Erwachsenen, der aus finanziellen Gründen nicht studieren kann, gibt es in den USA eher selten.

Ergänzung vom 15. Mai: Ein Kollege hat mich auf einen sehr guten Kommentar der FAS zum selben Thema hingewiesen, den ich hier verlinke. Er enthält wichtige zusätzliche Aspekte, die ich nicht berücksichtigt hatte.

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